Nach unserer Theaterpremiere schrieb die Mutter unseres Hauptdarstellers in die WhatsApp-Gruppe: „Erik hat mir gerade geschrieben: „In mir nur Glück ist. Nie ich so glücklich war. Ich bin Teil von ihnen. Sag es ihnen.““
Erik ist 40, Philosoph, Künstler und ein nicht sprechender Autist. Seine Ausdrucksfähigkeit ist stark eingeschränkt. Schlägt er ein, bedeutet das ein „Ja“. Keine Reaktion auf eine Frage und die hingehaltene Hand ist ein klares „Nein“, und wenn Erik glücklich ist, dann pfeift er. Komplexere Texte schreibt er in langwierigen Prozessen mit Assistenz auf einem Laptop. Er braucht dann geduldige Hilfe dabei, fokussiert zu bleiben. Und nun lies Dir noch einmal die WhatsApp-Nachricht seiner Mutter durch…
Erik gehört zum Ensemble des inklusiven Theaters Mittendrin der mebus körmann stiftung, zu dem auch ich seit zwei Jahren gehöre. Nach seiner Reaktion auf die Premiere musste ich erst einmal heulen vor Rührung. Unser aktuelles Stück heißt „Der schweigende Philosoph – Unruhe in Grimms Märchenwelt“. Darin verliert der große Philosoph und königliche Berater Erik durch einen bösen Fluch die Sprache. Kann die KI ihm die Worte liefern, die er braucht? Verkauft Erik sein Glückspfeifen, um seine Sprache zurückzuerlangen? Und kann Frau Holle das Klima und die Märchenwelt retten?
Unsere Stücke sind handgemacht und entwickeln sich aus der Improvisation. Das Ergebnis ist jedes Mal wieder ein kleines Wunder, das durch die großartige künstlerische Leitung von Nicola Glück das Bühnenlicht erblickt. Zu unserem festen Ensemble gehören aktuell neben Erik noch drei Menschen mit Downsyndrom. Aber im Grunde spielt die Behinderung in unserem Theater keine Rolle. Alle haben die gleichen Rechte und Pflichten, alle haben Stärken, Schwächen, Lampenfieber, alle müssen mittwochs proben, Texte lernen, zur Not improvisieren und bühnenreif wird es am Ende nur mit vereinten Kräften. Jede Aufführung ist anders, jede Aufführung steckt voller Überraschungen und jede Aufführung ist ein Glücksmoment. Für den 23.11.24 gibt es noch Restkarten. Schreib mir, wenn Du kommen magst.
Ist die Integration von Menschen mit Behinderung nur Theater?
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